Peking wertet nur aus Eigennutz auf

suanc2008

Nur hat China sich bisher wenig davon beeindrucken lassen, wenn der Westen zeterte. Zwar hat Peking zwischen 2005 und 2008 seine Währung langsam und kontrolliert um ein Fünftel zum Dollar aufwerten lassen. Aber vor allem, weil es im eigenen Interesse lag. Vieles spricht dafür, dass es sich dieses Mal wieder so verhält. Und dass Lob aus dem Ausland höchstens ein angenehmer Nebeneffekt ist, den man beim G20-Gipfel gern noch mitnimmt.
  
Warum Peking nun eine stärkere Währung bevorzugt: Während der alte Kontinent noch mit Sparzwängen und Euro-Krise und Amerika mit einem riesigen Schuldenberg und hoher Arbeitslosigkeit kämpft, fürchtet China schon wieder die überhitzung seiner Volkswirtschaft. Am Immobilienmarkt zeichnen sich Blasen ab, hinzu kommen Inflationsängste.
Für eine Aufwertung des Renminbi ist der Zeitpunkt daher gerade günstig: Der Preisdruck lässt sich auf diese Art begrenzen, ohne die Zinsen zu erhöhen. Die Exporte haben sich zudem gut erholt, im Mai lagen sie wieder bei 50 Prozent über Vorjahr. Einen Dämpfer für die Exportindustrie dürfte die Wirtschaft also gut verkraften. Gleichzeitig stärkt die Währungsaufwertung den Binnenkonsum, weil Importe billiger werden - ein erklärtes Regierungsziel.
So sehr die nationalen Interessen Chinas derzeit im Einklang mit denen der Handelspartner stehen, so unsicher ist, wie lange das so bleibt. Denn die Regierung hat lediglich davon gesprochen, den Wechselkurs zu flexibilisieren. Das heißt: Ebenso wie nach oben könnte er sich demnächst auch nach unten bewegen - etwa wenn der Euro aus chinesischer Sicht zu stark abwertet. Wenn das Reich der Mitte etwas ausgeglichener und gesünder wächst, kommt das allen zugute. Aber was es gerade für gesund hält, entscheidet die Regierung immer selbst.