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Er gibt Europa keine Chance: Lee Kuan Yew, Gründer und langjähriger Ministerpräsident Singapurs, sagt, der Euroraum sei nicht zu retten. Chinas Hilfsangebot sei reines Eigeninteresse.
Von Christoph Hein, Singapur
15. September 2011
Einer der führenden Staatsmänner Asiens gibt der Eurozone keine Chance mehr: Lee Kuan Yew, der Gründer Singapurs und langjährige Ministerpräsident des reichen Stadtstaates, erklärte, der Euroraum sei nicht zu retten. Der Zusammenbruch werde „ein sehr schmerzhaftes Geschäft“. Ein Zusammenbruch werde für die europäischen Politiker „ein Eingeständnis, dass ihre Erwartung des geeinten Europa unerreichbar ist“. Lee sagte: „Ich kann nicht erkennen, wie die Eurozone gerettet werden sollte. Aber sie versuchen es und wollen es weiterlaufen lassen.“ Einem Kauf europäischer Anleihen erteilte Lee, dessen Sohn Ministerpräsident von Singapur ist und dessen Schwiegertochter den reichen Staatsfonds Temasek leitet, eine Absage. „Singapur ist nicht in der Lage, die Europäer zu retten. Ich denke auch nicht, dass der Kauf von Bonds sie notwendigerweise retten würde.“
Lee ordnete auch das Verhalten der Chinesen ein: „Ich denke nicht, dass sie Europa um Europa willen retten wollen. Sie sind daran interessiert, Eurobonds preiswert zu kaufen und eine gute Rendite zu erzielen.“ Auch liege ein gemeinsames Europa nicht im Interesse Chinas: „Es ist leichter, mit 27 schwachen europäischen Ländern umzugehen als mit 27 vereinten Ländern Europas“, erklärte Lee nüchtern.
„Wir erfahren viel Unterstützung in Asien“
Aus Sicht des in Asien als großem Vordenker geachteten Lee scheint die Europäische Währungsunion ein totgeborenes Kind: „Ein grundlegendes Problem des Euro ist, dass er jeden, jedes europäische Land zwingt, in dieselbe Richtung zu marschieren. Dabei hat jedes Land sein eigenes Tempo, und man kann nicht von den Griechen erwarten, genauso voranzumarschieren, wie von den Deutschen. Dieses Problem wird sich nicht lösen lassen.“ Lee hält ein zweigleisiges oder sogar dreigleisiges Europa für denkbar. „Ein gemeinsames Europa mit unterschiedlichen Ausgabe- und Sparverhalten sowie Unterschieden in der Disziplin ist zu schwierig zu erreichen.“
Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao hatte sich am Dienstag bereit erklärt, den Industrieländern mit Investitionen und dem Kauf von Staatsanleihen zu helfen, dafür aber Zugeständnisse verlangt. Singapur seinerseits dürfte als Finanzstandort von den Problemen der Industrieländer profitieren. Immer mehr Geld wandert an den südostasiatischen Finanzplatz, der steuerlich attraktiv ist und als sicher und verschwiegen gilt.
Während Lee sprach, verhandelte Christophe Frankel, der Finanzchef des Rettungsfonds EFSF (European Financial Stability Facility) in Singapur mit Investoren. „Wir erfahren viel Unterstützung in Asien und wissen, dass das so bleiben wird“, sagte Frankel. „Wir glauben, Asien wird sehr aktiv auf unsere Bonds zugreifen.“
Lee Kuan Yew wird weltweit dafür geachtet, aus dem Stadtstaat Singapur ohne jegliche Ressourcen einen hochentwickelten Finanz- und Logistikstandort geformt zu haben. Seine Familie bestimmt seit 1959 das Schicksal des Inselstaates, teilweise mit harter Hand.
Text: F.A.Z. |