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Paris (Reuters) - Im Kampf gegen hohe Ölpreise und drohende Engpässe zapfen die Industriestaaten ihre strategischen Ölreserven an.
Unter Federführung der Internationalen Energieagentur (IEA) werden 60 Millionen Barrel (je 159 Liter) auf den Markt gebracht. Die Hälfte davon steuern die USA bei. "Größere Engpässe im Ölmarkt bedrohen die ohnehin fragile weltweite Konjunkturerholung", begründete die IEA am Donnerstag in Paris den überraschenden Schritt, der den Ölpreis einbrechen ließ.
Ein Barrel der US-Sorte WTI verbilligte sich um mehr als fünf Dollar ein und kostete damit erstmals seit Februar wieder weniger als 90 Dollar. Europäisches Brent-Öl kostete nur noch 107 Dollar - ein Minus von sieben Dollar.
"WIR SIND ZU WEITEREN MASSNAHMEN BEREIT"
Die IEA - die die Industrieländer in Energiefragen berät - befürchtet vor allem einen dauerhaften Ausfall der Öllieferungen aus dem von Unruhen und Kriegswirren erschütterten Libyen. Die Ölproduktion, die vor Krisenbeginn bei etwa 1,2 Millionen Barrel lag, werde wohl mindestens bis Jahresende ausfallen. Um die Lücke zu füllen, würden in den kommenden 30 Tagen jeweils zwei Millionen Barrel aus den Ölreserven auf den Markt geworfen.
Der US-Branchenverband API kritisierte den Schritt als zeitlich unpassend. Es gebe keine dringenden Engpässe, betonte das American Petroleum Institute. Die USA begründeten die Maßnahme hingegen mit den Lieferproblemen. "Wir haben uns für diesen Schritt entschieden wegen der anhaltenden Lieferstörungen in Libyen und weiteren Ländern und deren Einfluss auf die weltweite Konjunkturerholung", sagte US-Energieminister Steven Chu. Er schloss weitere Maßnahmen nicht aus. "Wir werden die Lage genau beobachten und sind zu zusätzlichen Schritten bereit, falls diese notwendig werden", sagte Chu.
Die USA besitzen mit 727 Millionen Barrel die weltweit größten Ölreserven. Sie sind mit China auch der weltgrößte Ölverbraucher. Alle IEA-Länder zusammen verfügen über eine Reserve von mehr als 4,1 Milliarden Barrel, was für etwa 90 Tage reicht |
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