|
23. August 2010. Die meisten Analysten
erwarten, dass sich der Aktienmarkt weiter in der seit vier Monaten gültigen
Seitwärtsspanne bewegt, nach den abermaligen Verlusten der vergangenen Woche
wird allerdings so mancher nervös.
Es läuft nicht mehr rund an der Börse. Seit dem Erreichen des Jahreshochs Anfang
August ist einiges an Sand ins Getriebe gekommen. "Wenn man sich in den
vergangenen Wochen auf eines verlassen konnte, dann waren es schwache
US-Makrodaten", schreibt etwa die Commerzbank. Ob der Markt - durch gute
Unternehmenszahlen und eine attraktive Bewertung - ausreichend nach unten
abgesichert ist, wie einige Analysten glauben, ist ungewiss. Nach Verlusten von
1,7 Prozent in der Vorwoche liegt das deutsche Aktienbarometer am
Montagvormittag bei 6.016 Punkten nahezu unverändert, der Nikkei-225-Index hatte
am Morgen knapp 0,7 Prozent im Minus geschlossen.
Roth sieht für DAX schwarz
Oliver Roth von der Close Brothers Seydler Bank blickt einigermaßen skeptisch
auf die neue Handelswoche: "Die Sorgen um eine Verlangsamung der
wirtschaftlichen Dynamik in den USA haben durch die jüngsten Makrozahlen
Nachschub erhalten", erklärt der Chefhändler. Roth geht davon aus, dass
Kurssteigerungen daher schwierig sein werden. "Der kurzfristige Aufwärtstrend
ist zwar noch intakt, das kann sich aber innerhalb der nächsten Tage ändern."
LBBW: Kurse unter 6.000 zum Einstieg nutzen
Nach Einschätzung von Steffen Neumann von der Landesbank Baden-Württemberg
könnten einzelne Konjunkturdaten in den kommenden Tagen zwar zu einer
vorübergehenden Entspannung beitragen. "Grundsätzlich aber sollten die Daten
kaum so gut ausfallen, dass sie den Markt zu neuen Höhen treiben", glaubt der
Investmentanalyst. Auf der anderen Seite seien die Unternehmen in so guter
Verfassung, dass deutliche Bewertungsabschläge über das bereits gesehene Maß
ebenso wenig gerechtfertigt erschienen. Kurse unterhalb der 6.000er-Marke sind
Neumann zufolge daher Kaufgelegenheiten - zumal Anlagealternativen angesichts
neuer Niedrigstrekorde bei Staatsanleiherenditen kaum attraktiv seien.
DAX vor Kursrutsch?
Aus technischer Sicht nehmen die Risiken für einen Kursrutsch beim DAX nach
Ansicht von Ralf Umlauf von der Helaba derzeit zu. Die ab Mai zu ziehende
Unterstützungslinie bei etwa 6.050 Zählern werde einem Test unterzogen. Von
Seiten der Tagesindikatoren erhalte der DAX keine Unterstützung. DMI, MACD und
Stochastic stünden auf Verkauf. "Sinkt der Index nachhaltig unter die Zone um
6.050, sind Kursverluste bis 5.800 Punkte möglich", erklärt Umlauf.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Höhepunkte der neuen Woche sind in Deutschland die Einkaufsmanagerindizes und
der ifo-Geschäftsklimaindex. In den USA werden voraussichtlich die revidierten
BIP-Zahlen zum zweiten Quartal, die Auftragseingänge der Industrie sowie
aktuelle Zahlen zum Immobilienmarkt die meiste Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Montag, 23. August
9.30 Uhr. Deutschland: Einkaufsmanagerindex August. Umfragen zufolge erwarten
die Marktteilnehmer im Schnitt 60,8 Punkte nach zuvor 61,22 Punkten für das
verarbeitende Gewerbe und 56,3 (zuvor 56,45) für Dienstleistungen.
10.00 Uhr. EU: Einkaufsmanagerindex August. Die DekaBank rechnet mit leichten
Rückgängen der Indizes. Die außergewöhnlich starke realwirtschaftliche Aktivität
im ersten Halbjahr könne im dritten Quartal wahrscheinlich nicht aufrecht
erhalten werden, meinen die Analysten. Konkret prognostiziert werden 55,7 Punkte
für die Dienstleistungen und 56,4 für das Verarbeitende Gewerbe.
Dienstag, 24. August
8.00 Uhr. Deutschland: BIP 2. Quartal (detaillierte Ergebnisse).
11.00 Uhr. EU: Auftragseingänge Juni. Die Helaba geht von 2 Prozent Plus im
Monatsvergleich aus nach 3,2 Prozent Plus im Mai.
16.00 Uhr. USA: Verkäufe bestehender Häuser Juli. Die LBBW erwartet annualisiert
einen Rückgang von 5,37 Millionen im Juni auf 4,9 Millionen.
Mittwoch, 25. August
10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima August. Die Stimmung der deutschen
Unternehmen sollte im August nochmals angestiegen sein, meint die DekaBank. Vor
allem die aktuelle Lage wird nach Einschätzung der Analysten wohl nochmals
deutlich besser eingestuft werden. Sie rechnen mit 107,9 Punkten. Doch selbst
die Geschäftserwartungen könnten nochmals, vielleicht vorerst ein letztes Mal,
nach oben klettern, erwartet werden 105,5 Punkte.
14.30 Uhr. USA: Aufträge langlebiger Wirtschaftsgüter Juli. Die DekaBank geht
von einem sehr kräftigen Anstieg von 4,3 Prozent gegenüber dem Vormonat aus.
Auslöser sei der zivile Flugzeugbau, der einen sehr deutlichen Zuwachs aufweisen
werde. Rechne man diesen Effekt heraus, sei der Anstieg nur sehr schwach.
15.00 Uhr. USA: FHFA Hauspreisindex. Die Helaba prognostiziert ein Minus von 0,4
Prozent im Monats- und von 4,9 Prozent im Jahresvergleich.
16.00 Uhr. USA: Verkäufe neuer Häuser Juli. Hier rechnen die Experten von der
LBBW mit einem Rückgang, und zwar von 330.000 im Juni auf 320.000
(annualisiert).
Donnerstag, 26. August
8.00 Uhr. Deutschland: GfK Konsumklima September. Die Analysten der Helaba gehen
von einer leichten Verbesserung von 3,9 Punkten im August auf 4 Punkte im
September aus.
Freitag, 27. August
Deutschland: Verbraucherpreise August. Die deutschen Verbraucherpreise steigen
mit 1 Prozent in der Jahresrate weiterhin moderat, meint die Helaba. Zwar seien
die Lebensmittelpreise bereits in den vergangenen Monaten stärker nach oben
geklettert, die hohen Preise für Weizen oder Kaffee sollten sich mit
Zeitverzögerung auch in den Endprodukten niederschlagen. Allerdings bleibe der
Effekt auf die gesamten Lebenshaltungskosten aufgrund des nur kleinen Anteils
der Lebensmittel überschaubar.
14.30 Uhr. USA: BIP 2. Quartal. (2. Veröffentlichung). Die Helaba rechnet mit
einer deutlichen Abwärtsrevision auf 1 Prozent, zuvor waren 2,4 Prozent gemeldet
worden. Für einige Nachfragekomponenten seien zu hohe Annahmen getroffen worden,
vor allem die Lager dürften niedriger ausfallen als angenommen. |
|